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Hommage

Dagmar Hirtz ist diesjährige Ehreneditorin bei Film+

„Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“ Diese letzten Sätze des berühmten Oberhausener Manifestes markierten 1962 den Grundstein für eine wesentliche künstlerische und politische Erneuerung des westdeutschen Films – eine Entwicklung, die von der mit der diesjährigen Hommage des Montageforums Film+ (25. bis 27. November 2006) geehrten Editorin Dagmar Hirtz ganz wesentlich mitgetragen und befördert wurde.

Nach ersten Erfahrungen im Kopierwerk und als Assistentin des bekannten Schnittmeisters Carl Otto Bartning (Die Brücke, 1959), suchte und fand Dagmar Hirtz schnell neue Herausforderungen: Bei Kurt Hoffmann (Das Haus in der Karpfengasse, 1971) und Rudolf Noelte (Das Schloß, 1971) zeichnete sie im „Learning by Doing“-Verfahren direkt für den gesamten Schnitt und teilweise auch die Regieassistenz verantwortlich. Das so im Rahmen von „Papas Kino“ der alten Schule erworbene Handwerk nutzte Hirtz schon bald dafür, gemeinsam mit Regisseuren ihrer Generation das bundesdeutsche Kino zu erneuern – bereits 1967 montierte sie mit Tätowierung (R: Johannes Schaaf) einen der ersten Langfilme im neuen Geist des Oberhausener Manifests: „Ich war ehrgeizig genug, mir vieles selbst beizubringen – das war ideal für die beginnende Arbeit mit jungen Regisseuren wie Johannes Schaaf, der damals noch nicht sehr erfahren, aber genauso neugierig war wie ich.“

Es folgten kreative Zusammenarbeiten mit prägenden Filmemachern des Neuen Deutschen Films wie Michael Verhoeven, Jeanine Meerapfel, Herbert Vesely, Volker Schlöndorff, vor allem aber mit Margarethe von Trotta. Eine weitere jahrelange fruchtbare Arbeitsbeziehung verbindet Dagmar Hirtz mit Maximilian Schell, dessen Regiearbeiten sie fast ausnahmslos schnitt. Auf Basis einiger, mit der Montage von Filmen gekoppelten Regieassistenzen, vor allem aber aus ihren vielfältigen Erfahrungen in fast allen Bereichen der Postproduktion heraus entstand schließlich der Wunsch nach mehr Verantwortung und Risiko-
freude – Dagmar Hirtz widmete sich ab Ende der 90er Jahre vor allem eigenen Regiearbeiten. Und als erfahrene Editorin weiß sie genau um die Notwendigkeit eines professionellen Abstands zum gedrehten Material während des Montageprozesses, darum schneidet sie ihre Filme nicht selbst, sondern schätzt den frischen Blick von außen im gleichwertigen Zusammenspiel mit ihrer Stammeditorin Nicola Undritz.

Die mit einer Ehrung seitens des Bundesverbandes für Filmschnitt (BFS) verbundene Hommage von Film+ lenkt das Augenmerk auf die Rolle der Montage in der deutschen Filmgeschichte und würdigt jedes Jahr einen stilistisch prägenden Editoren mit einer drei Filme umfassenden Filmreihe.