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Hommage Dagmar Hirtz

Filmprogramm

Der Richter und sein Henker

Il giudice e i suo boja. D/I 1975. R, B: Maximilian Schell. B: Friedrich Dürrenmatt. K: Ennio Guarnieri, Roberto Gerardi, Klaus König. S: Dagmar Hirtz. P: MFG Film, T.R.A.C. Cinematografica. D: Jon Voight, Jacqueline Bisset, Martin Ritt, Robert Shaw, Friedrich Dürrenmatt u.a. 92 Min.

Vor 30 Jahren ließ sich Kommissar Bärlach in Istanbul auf eine fatale Wette mit seinem besten Freund ein: Dieser prahlte, er wäre fähig, in Bärlachs Gegenwart ein Verbrechen zu begehen, das dieser ihm nicht würde nachweisen können. Sprach es und stieß die von beiden innig geliebte Frau vor den Augen seines Freundes von der Mahmud Brücke – und kam ungeschoren davon. Inzwischen kämpft ein müder Kommissar Bärlach vor allem gegen den Krebs und scheint sich damit abgefunden zu haben, daß der ehemalige Freund, der sich nun Gastmann nennt, nicht der organisierten Kriminalität und auch sonst keiner seiner Taten zu überführen ist. Doch dann ermittelt Bärlach im Fall seines ermordeten Partners Schmied, eines engagierten Polizisten. Auch wenn Gastmann sich Protektion von höchster Stelle sicher sein kann, diesmal führen nicht nur alle Spuren zu ihm: Dank des überambitionierten jungen Kollegen Tschanz, der ein Auge auf den Job des Ermordeten und später auch auf dessen geheimnisvolle Geliebte geworfen hat, sieht Bärlach die Gelegenheit, Gastmann zu überführen – indem er sich scheinbar aus allen Ermittlungen zurückzieht und wie beim Schach aus dem Hintergrund die Figuren führt. Doch auch Gastmann ist ein exzellenter Spieler.

Die bleierne Zeit

D 1981. R,B: Margarethe von Trotta. K: Franz Rath. S: Dagmar Hirtz. M: Nicolas Economou. P: Bioskop Film. D: Jutta Lampe, Barbara Sukowa, Rüdiger Vogler, Doris Schade, Luc Bondy u.a. 105 Min.

Die Schwestern Juliane und Marianne wachsen in einem protestantischen Elternhaus auf, in der bleiernen Zeit der 50er Jahre. Im Gefolge der Protestbewegung von 1968 engagieren sich beide politisch. Während Juliane sich für die pragmatische politische Arbeit entscheidet und als Redakteurin einer progressiven Frauenzeitung für schrittweise Veränderungen wie die Abschaffung des Paragraphen 218 eintritt, geht Marianne in den Untergrund und wählt den Weg terroristischer Gewalt wofür sie sogar ihren zweijährigen Sohn Jan im Stich läßt. Diese Gegensätze scheinen unversöhnlich. Als Marianne verhaftet wird, festigt sich jedoch durch Julianes Besuche im Gefängnis das emotionale Band zwischen den beiden, und es ergibt sich eine allmähliche Annäherung. In einer Reihe verschachtelter Rückblenden wird die an der Biographie von Gudrun und Christine Ensslin orientierte Beziehung zweier Schwestern erzählt, anhand derer gewaltsame und gewaltfreie Formen des Widerstandes gegen bestehende Verhältnisse thematisiert sowie der Zeitgeist und die Atmosphäre der 80er Jahre im Westen widergespiegelt werden.

Tätowierung

D 1967. R,B: Johannes Schaaf. B: Günter Herburger. K: Wolf Wirth. S: Dagmar Hirtz. M: George Gruntz. P: Houwer-Film. D: Christoph Wackernagel, Helga Anders, Heinz Schubert, Rosemarie Fendel u.a. 88 Min.

Berlin 1967. Der 16jährige Benno, wohnhaft in einem West-Berliner Jugendheim, wird von einer Horde Jungs verfolgt, die vergeblich versuchen, eine von ihm gestohlene Waffe gewaltsam von ihm zu erpressen. Nach seinen bisherigen Lebensstationen in Waisenhaus, Erziehungsanstalt und Jugendhof wird Benno wenig später vom Fabrikanten-Ehepaar Lohmann adoptiert. Benno beginnt eine Lehre als Koch, fühlt sich seinem neuen Zuhause jedoch immer unwohler. Die demonstrative Milde, die bürgerliche Erziehung und das betonte Verständnis seiner neuen Eltern sind ihm zuwider. Wie nebenbei versucht Lohmann, ihm deutsche Geschichte, bürgerliche Verhaltensregeln und Moralverständnis beizubringen. Benno blockt ab und fühlt sich eher zur Welt des Kleinkriminellen Sigi hingezogen, der ihm sein Motorrad aufmotzt und ihn mit ins Autokino nimmt, außerdem läßt sich Benno von der frühreifen Adoptivtochter der Lohmanns, Gaby, verführen. Unter der Oberfläche der scheinbar heilen Vorzeigefamilie brodelt es beträchtlich: Auch Lohmann senior scheint seine Adoptivtochter anders als väterlich zu lieben. Der Versuch, Benno in das Lohmannsche Bürgertum zu integrieren, scheitert schließlich auf ganzer Linie und endet in einer Katastrophe.