Schattenväter
D/F 2005. R,B: Doris Metz. K: Sophie Maintigneux. S: Gaby Kull-Neujahr. M: Markus Stockhausen. P: Pan European Pictures, ZDF, arte. Movienet 92 Min. Kinostart: 10.11.2005
Im Frühjahr 1974 mußten zwei Männer gezwungenermaßen mit ihren Lebensläufen brechen: Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt und der Mann, der ihn zu Fall brachte, der frisch enttarnte DDR-Spion Günter Guillaume. Wie die damals 12 und 17 Jahre alten Söhne diesen Bruch, der auch ihre Biographien prägte, erlebten und wie sich ihr persönliches Verhältnis zu ihren öffentlichen Vätern gestaltete, erzählen nun – fast 30 Jahre später – Mattias Brandt und Pierre Guillaume der Kamera. Die Regisseurin sucht mit den beiden Protagonisten unabhängig voneinander wichtige Orte der jeweiligen Vergangenheit auf: Matthias Brandt erinnert sich in der Kanzler-Villa am Bonner Venusberg an den familiären Alltag oder aussagekräftige Anekdoten wie die Peinlichkeit eines inszenierten Fahrradausflugs mit Herbert Wehner, Pierre Guillaume resümiert u.a. im Gästehaus des Ministeriums für Staatssicherheit, das Günter Guillaume und seiner Familie nach deren Austausch in den frühen 80er Jahren zur Verfügung gestellt wurde. Eine universelle Auseinandersetzung von Söhnen mit ihren Vätern, aber auch das spezifische Zeitgefühl im geteilten Deutschland der Nachkriegsjahre werden sichtbar durch die Erzählungen der Protagonisten, die durch die Geschichte und die gemeinsame Wahlheimat Berlin verbunden sind, die aber keine persönliche Beziehung zueinander haben. Gemeinsam aber ist ihnen die Fremdheit und Rätselhaftigkeit, in der sie ihre Väter wahrnahmen und die langen Schatten, die diese warfen. Aus diesen herauszutreten, ist sowohl dem Schauspieler Matthias Brand gelungen, als auch Pierre Guillaume, der seine Erlebnisse in einem Buch verarbeitete.